KHG initiiert ökumenisches Friedensgebet für die Ukraine
Der ganze Dienstag stand in der Katholischen Hochschulgemeinde unter dem Zeichen des Gebets für die Ukraine. Die Höhepunkte bildeten das ökumenische Friedensgebet in der Votivkirche und das anschließende Charity Dinner im KHG Salon. Bemerkenswert war die Zusammensetzung sowohl auf Seiten der kirchlichen Vertreter, u.a. mit WB Franz Scharl, als auch auf Seiten der Musik.
Nach der Eröffnung und dem ostkirchlichen Trisagion-Hymnus, gesungen von Yuriy Kolasa, Generalvikar der katholischen Ostkirchen in Österreich und dem ukrainisch-griechisch katholischen Priester John Reves (Salzburg), entfaltete die Lesung (Micha 4,1-5) die eschatologische Perspektive eines gerechten Friedens unter dem einen Herrn.
Aktuell stehen wir aber noch in einer anderen Realität. In seiner Ansprache skizzierte Kolasa das Ausmaß des Elends und der Verzweiflung in seinem Heimatland. „Zehn Millionen Menschen haben allein als Binnenflüchtlinge ihre Heimat verlassen. Stellen Sie sich vor, mehr als alle Bewohner Österreichs.“ Ein mit ihm befreundeter Diakon, ursprünglich aus Russland, nahm am Gebet teil und Kolasa dankte „allen, die aus Russland kommen und sich diesem Gebet angeschlossen haben. Eure Anwesenheit ist ein Zeichen der Hoffnung für uns alle. Und es ist eure Anwesenheit, die Russland sein Menschliches Gesicht zurückgibt.“ Denn wenngleich sein Schmerz über diesen Gesichtsverlust und vielfache Verhärtungen spürbar war, weitete er die Perspektive: „Inmitten der heutigen Not wollen wir als Kirche Brückenbauer und Wegweiser für die Menschen bleiben. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt, schon heute den Weg der Versöhnung sehen und beschreiten.“
Zeit der Klage
Mit Worten aus den Pensées von Blaise Pascal leitete John Reves über zum Klagegebet: „Jesus wird bis zum Ende der Welt in Agonie sein“. Es sei ein etwas ungewöhnlicher Gedanke, da Jesus lebe, so Reves, aber Jesus befinde sich im Todeskampf, solange Menschen Unrecht angetan werde. „Weil wir glauben, dass Christus geheimnisvoll auch in uns Menschen lebt“.
Unter den Klängen der Johannespassion („Zerfließe mein Herze, in Fluten der Tränen“) hatten die Anwesenden Zeit, eine Kerze zu entzünden und unter dem Kreuz bei Jesus zu bleiben, zu wachen. „Wir kennen das Bittgebet, den Lobpreis, … aber die Glaubenstradition weiß auch um das Klagegebet. Es gibt Situationen, in denen es Raum braucht einfach für den Schmerz, die Verzweiflung, die Ohnmacht. Damit zu Gott zu kommen, heißt auch: echt sein, das Herz aufzumachen und nicht allein damit zu bleiben“, so Pia Manfrin, verantwortlich für den Gebetsabend.
Anschließend wurden mit Weihrauch Fürbitten vor Gott gebracht - von Studierenden der KHG und jungen Gläubigen ukrainischer wie russischer Herkunft, aus der ukrainisch-griechisch katholischen und der ukrainisch-orthodoxen Kirche und von Ruslan Ilnytskyi, Pastor einer ukrainischen Freikirche in Wien.
Lobpreis, der verbindet
Große Innigkeit und Symbolkraft hatte das ukrainische Lobpreis-Lied (Dostoinji - Würdig ist der Herr): Es wurde zweistimmig gesungen von Soryana - Germanistin aus der Ukraine, erst seit drei Wochen in Österreich und engagiert bei Gratis-Deutschkursen in der KHG – und Valeria, russische Operngesangsstudentin, die den Angriffskrieg öffentlich verurteilt und darüber den Zerbruch mit ihrer Familie erleidet, und vertont von Olga, Frau des Pastors und bereits vor sieben Jahren geflohen.
Weihbischof Scharl führte hin zum Vaterunser, das alle gemeinsam im Altarraum beteten, jeder in seiner Sprache. „Wir haben EINEN Vater, beten zum einen Vater.“ Da gehe es nicht um Götzen, sondern um Gott selbst, und daher können wir uns unter diesem Vater auch wahrhaft als Geschwister erkennen und behandeln lernen, so Scharl.
Konkret helfen
Bis spät in den Abend ging es im Anschluss noch im KHG-Salon weiter, mit typischen ukrainischen Gerichten, zubereitet von Teilnehmerinnen des Deutsch-Kurses, mit der Vorstellung konkreter Hilfsmöglichkeiten – Hilf der Ukraine! (khg.wien) – persönlichen Gesprächen, ukrainischen Gesangseinlagen u.v.m.
P. Simon De Keukelaere, der durch den Gebetsabend führte, ist dankbar: „Dass und auch wie Menschen aus Russland und der Ukraine heute Abend gemeinsam für die Ukraine gebetet haben und miteinander zu Tisch saßen, war für mich ein echtes kleines Wunder. Und ein starkes Zeichen der Hoffnung.“
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