Ukraine: Zwei Jahre Krieg und kein Ende in Sicht
Am 24. Februar jährt sich der Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine zum zweiten Mal. Die Ereignisse der letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass ein Ende in stetig weitere Ferne rückt und die Situation in der Ukraine sich weiter prekär entwickelt. In letzter Zeit hat der russische Druck deutlich zugenommen.
Bereits im Oktober des vergangenen Jahres äußerte sich Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk am Rand der Bischofssynode unserer Redaktion gegenüber wenig optimistisch. Er betonte, dass die Auswirkungen des Krieges auf die ukrainische Gesellschaft verheerend seien. Millionen von Menschen seien vertrieben worden, sowohl innerhalb des Landes als auch ins Ausland. Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine steht vor großen Herausforderungen bei der Betreuung und Unterstützung von Vertriebenen, die in alle Teile Europas geflohen sind.
Der Generalvikar der katholischen Ostkirchen in Österreich, Yuriy Kolasa, bestätigt, dass sich die ukrainische griechisch-katholische Kirche auch in Österreich diesen Herausforderungen gegenübersieht. Kolasa betont die Bedeutung, den zahlreichen Flüchtenden eine angemessene Seelsorge zukommen zu lassen, insbesondere den Frauen mit Kindern, deren Männer an der Front sind. Die meisten dieser Frauen sind Akademikerinnen, können aber aufgrund ihres rechtlichen Status im besten Fall mit Hilfsarbeiten ihren Unterhalt aufbessern.
Großerzbischof Schewtschuk legt großen Wert auf eine kompetente seelsorgliche Betreuung der Menschen in und außerhalb der Ukraine. Zu diesem Zweck hat er verpflichtende Fortbildungen für Seelsorger eingeführt, um sie zu befähigen, mit den vielfältigen Traumata kompetent umzugehen.
Schewtschuk, das Oberhaupt der knapp 6 Millionen Gläubigen seiner Kirche, hat im Vorjahr eine Umfrage in der Diaspora in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse lassen erahnen, welche Herausforderungen (nicht nur) auf seine Kirche in absehbarer Zeit zukommen werden. Im Oktober 2023 gaben bereits mehr als die Hälfte der Geflüchteten an, nicht in die Ukraine zurückkehren zu wollen. Der Hauptgrund dafür liegt an der schnellen Integration und den Zukunftsaussichten ihrer Kinder.
Dies wird neue Probleme bei der Familienzusammenführung mit sich bringen. Der Großerzbischof appelliert bereits jetzt an die Europäer und ihre Regierungen, dies zu gegebener Zeit zu ermöglichen. Für die Kirche selbst bedeutet es, dass sie sich noch mehr zur Diasporakirche entwickeln wird. Mit knapp 6 Millionen Gläubigen ist sie die größte Kirche "eigen Rechts" innerhalb der katholischen Weltkirche. Sie ist synodal strukturiert und verfügt neben der byzantinischen liturgischen Tradition über ein eigenes Kirchenrecht und pflegt ihr besonderes, spirituelles Erbe.