Ukraine: Komplexe Situation der Eparchie von Mukatschewo
Nach längerer Vakanz hat die griechisch-katholische Eparchie Mukatschewo im äußersten Westen der Ukraine einen neuen Bischof: Am 16. Juli wurde der Ordensmann Teodor Matsapula (42) zum Bischof geweiht, wie der "Pro Oriente"-Informationsdienst am Dienstag informierte. Der Bischofsstuhl der Diözese, die aus komplexen historischen Entwicklungen heraus einen innerkirchlichen Sonderstatus hat, war seit dem plötzlichen Tod von Bischof Milan Sasik im Juli 2020 verwaist, der im Alter von 68 Jahren an den Folgen eines Aneurysmas verstarb.
In den vergangenen vier Jahren leitete Weihbischof Nil Yuriy Lushchak die Eparchie als Administrator. Der neue Bischof Teodor Matsapula stammt aus Krylos in der ukrainischen Oblast Iwano-Frankiwsk und ist Mitglied der Ordensgemeinschaft "Verbo Encarnado" (Fleischgewordenes Wort).
In der Ukraine gibt es zwei eigenständige griechisch-katholische Kirchen: Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche (UGKK) und die Eparchie von Mukatschewo. Die Beziehung zwischen beiden Kirchen sei spannungsreich, meinte der Wiener Ostkirchenexperte Thomas Nemeth gegenüber "Pro Oriente".
Die Eparchie von Mukatschewo ging aus der Union von Uschhorod (1646) hervor, die UGKK, die wesentlich größer ist, aus der Union von Brest (1595/96). Die Eparchie von Mukatschewo bildet eine eigene Kirche "sui iuris", die direkt dem Papst untersteht. Zur Synode der Bischöfe der UGKK können Bischöfe dieser Eparchie deshalb auch nur als Gäste geladen werden, so Nemeth.
Gesellschaftlicher Druck zur Vereinigung
Seit Jahrzehnten stelle sich freilich die Frage, ob es sinnvoll sei, den eigenständigen Status dieser Diözese aufrechtzuerhalten, oder sie in die UGKK zu integrieren, so Nemeth. Der Klerus der Diözese scheine mehrheitlich für die Selbstständigkeit zu sein, es gebe aber einen gewissen gesellschaftlichen Druck zur Vereinigung, der auch von Kreisen der UGKK unterstützt wird. Nemeth dazu: "Klar ist, dass Strukturen der Vergangenheit die Zukunft nicht determinieren müssen, eine Zurücknahme von Autonomie ist aber generell problematisch."
Die Eparchie Mukatschewo sei zudem auch Mutterkirche dreier anderer Kirchen "sui iuris" mit Metropolitan-Status: der Ungarischen und der Slowakischen griechisch-katholischen Kirche und der Ruthenischen Metropolie von Pittsburgh. Aus diesen Kirchen werde die Beibehaltung des "sui iuris"-Status unterstützt.
Nemeth betonte, dass die Eparchie Mukatschewo mit etwa 300.000 Gläubigen das Potenzial habe, zu einer Metropolie erhoben zu werden. Dies würde ihr ermöglichen, synodales bischöfliches Wirken zu praktizieren. Eine Erhebung zur Metropolie würde die Möglichkeit einer Integration in die UGKK nicht ausschließen, die bereits mehrere Metropolien umfasst.
Erhalt des liturgischen Erbes
Ein Hauptanliegen ist laut Nemeth der Erhalt des eigenständigen liturgischen Erbes der Eparchie Mukatschewo. Die Kirche besitzt eine multinationale Identität. Die Gläubigen verstünden sich als Ukrainer, Ungarn, Rusynen oder Rumänen. Darum werden die Gottesdienste auch in ukrainischer, kirchenslawischer, ungarischer und rumänischer Sprache gefeiert.
"Befürworter des 'sui iuris'-Status leugnen nicht den Bedarf der engen Zusammenarbeit mit der UGKK, wofür man etwa einen Konvent der Hierarchen gemäß dem Kirchenrecht einrichten könnte, dem auch die römisch-katholischen Bischöfe angehören könnten", so Nemeth. Konträr dazu stünden die Angehörigen der UGKK, die die Ansicht vertreten, dass die Parallelexistenz zweier griechisch-katholischer Jurisdiktionen im selben Land nicht sinnvoll sei und einer Vereinigung auch die lokale Eigenart nicht entgegenstünde.
Gerade die Situation des Krieges, in der das Land zusammenrückt, spricht laut Nemeth, für den Zusammenschluss zweier Jurisdiktionen und für gemeinsames synodales Handeln, was über das erwähnte Organ - im Unterschied zur Synode der Bischöfe der UGKK - nur begrenzt möglich sei.
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