Wien: Internationale griechisch-katholische Tagung mit Schönborn
Das 250-jährige Jubiläum des Wiener griechisch-katholischen Priesterseminars "Barbareum" ist Anlass einer internationalen Tagung vom 20. bis 22. Mai 2025 in Wien. Die Tagung bringt die Rektoren der griechisch-katholischen Priesterseminare aus ganz Europa sowie zahlreiche griechisch-katholische Bischöfe zusammen, um über die Rolle der katholischen Ostkirchen bei der Verkündigung des Evangeliums und der Förderung von Einheit, Frieden und Stabilität in Europa nachzudenken, wie es in einer Ankündigung des Ostkirchenordinariats heißt. Gastgeber ist Kardinal Christoph Schönborn in seiner Funktion als Ordinarius für die Katholischen Ostkirchen in Österreich.
Schönborn hat das "Barbareum" im Vorfeld der Tagung als "Oase" der gemeinsamen Ausbildung, des Gebets und der Brüderlichkeit bezeichnet, die junge Männer aus verschiedenen Regionen, Sprachen und Traditionen zusammenbrachte. Aus dieser gemeinsamen Quelle seien zahlreiche Kirchenführer und Bischöfe hervorgegangen, "von denen jeder mit der besonderen Gabe seiner eigenen Kirche dazu beitrug, ein gemeinsames Fundament für ein geeintes Europa zu schaffen", so Schönborn. Das Erbe dieser Einheit in der Vielfalt sei auch heute noch "eine wichtige Ressource für unseren Kontinent - in geistlicher, historischer und sozialer Hinsicht".
Das Programm beginnt am Dienstagabend, 20. Mai, mit einer Vesper in der griechisch-katholischen Kirche St. Barbara. Am Donnerstag eröffnen dann Kardinal Schönborn, Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa und der Wiener Ostkirchenexperte Prof. Thomas Nemeth den inhaltlichen Teil der Tagung im Erzbischöflichen Palais. Spiritueller Höhepunkt ist am Mittwoch, 21. Mai, eine Pontifikalliturgie (18 Uhr) im Stephansdom. Ihr Kommen zugesagt haben u.a. die Bischöfe Cyril Vasil (Slowakei), Fülöp Kocsis (Ungarn), Milan Stipic (Kroatien), Bohdan Danylo (USA) und Virgil Bercea (Rumänien). Auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana wird teilnehmen.
Griechisch-katholische Kirche in Wien
Die griechisch-katholische Kirche ist in Wien seit 1775 präsent. Nachdem Galizien 1772 von den Österreichern besetzt worden war, sah sich die Habsburgermonarchie mit einem Mal mit der Präsenz von drei Millionen unierten Katholiken des byzantinischen Ritus konfrontiert. Das veranlasste Maria Theresia 1775, Kirche und Kloster von St. Barbara in der Wiener Postgasse der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde zu übertragen. Damit verbunden wurde auch das Priesterseminar "Barbareum" gegründet.
Das "Barbareum" entwickelte sich sehr schnell zu einem Zentrum des theologischen und intellektuellen Austausches. Die griechisch-katholischen Seminaristen studierten Philosophie, Theologie, liturgische Praxis und Sprachen, darunter Latein, Griechisch und Altkirchenslawisch. Es wurde zum einen großer Wert darauf gelegt, eine starke griechisch-katholische Identität zu fördern und gleichzeitig in Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche zu stehen. Die Studenten besuchten deshalb auch Vorlesungen an den Wiener Universitäten, und das Seminar unterhielt enge Beziehungen zu römisch-katholischen Institutionen.
Trotz dieser rasanten positiven Entwicklung hatte das "Barbareum" nur eine kurze Lebensdauer: 1784 löste Joseph II. das Priesterseminar auf, und die Ausbildung des griechisch-katholischen Klerus wurde von Wien in die neuen unierten Generalseminare von Lemberg und Eger verlegt. Gleichzeitig errichtete der Kaiser für die Galizier die griechisch-katholische Zentralpfarre St. Barbara.
St. Barbara bis 1945 päpstliche Pfarre
St. Barbara unterstand kirchenrechtlich bis 1935 dem Lemberger Metropoliten. In diesem Jahr wurde mit einem Dekret der Kongregation für die orientalischen Kirchen die Jurisdiktion auf den Wiener Erzbischof übertragen. Allerdings übte sie dieser nur als Delegat der vatikanischen Ostkirchenkongregation aus. Damit wurde St. Barbara nicht in den Diözesanverband der Wiener Erzdiözese aufgenommen, sondern war eine päpstliche Pfarre.
Mit einem Dekret der Kongregation für die orientalischen Kirchen vom 3. Oktober 1945 wurde dem Wiener Erzbischof (damals Kardinal Theodor Innitzer) schließlich die selbstständige Jurisdiktionsgewalt über die Priester und Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich übertragen. Innitzer bestellte 1946 mit Myron Hornykewytsch (1886-1959) den ersten Generalvikar für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich. Aktuell ist Kardinal Schönborn Ordinarius, allerdings nicht nur für die griechisch-katholischen Gemeinden, sondern für alle ostkirchlichen Katholiken in Österreich.
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