Rasantes Wachstum der katholischen Ostkirchen in Österreich
In den letzten Jahren haben die katholischen Ostkirchen einen bemerkenswerten Anstieg an Mitgliedern in Österreich erfahren. Ostkirchengeneralvikar Yuriy Kolasa hat am Freitag gegenüber Kathpress betont, dass dies nicht nur ein Resultat globaler Entwicklungen sei, sondern auch ein Ausdruck der Anpassungsfähigkeit und der integrativen Bemühungen der Kirche im Land. Genaue Zahlen zu den Gläubigen gibt es nicht, es werden aber gut 20.000 Kirchenmitglieder kolportiert.
Der Krieg in der Ukraine habe eine massive Flüchtlingsbewegung ausgelöst, und viele ukrainische Katholikinnen und Katholiken hätten in Österreich eine neue Heimat gefunden. Im Jahr 2013 existierten lediglich vier Seelsorgestellen und die Zentralpfarre St. Barbara in Wien, die diesen Gläubigen eine spirituelle Heimat boten. Heute sind es 20 "Pfarren" bzw. Seelsorgestellen, die sich über alle österreichischen Bundesländer erstrecken. Neben Wien ist die Ukrainisch-katholische Kirche in Bregenz, Innsbruck, Kufstein, Salzburg, Kitzbühel, Linz, Steyr, Sankt Pölten, Baden, Eisenstadt, Graz, Klagenfurt, Villach, Leoben, Kapfenberg, Köflach und Wiener Neustadt präsent. Weiters auch in Vaduz in Liechtenstein.
Kolasa: "Die Ostergottesdienste, die anlässlich des Osterfestes stattfinden, sind ein zentraler Punkt des kirchlichen Lebens und haben zuletzt etwa 8.000 Menschen angezogen, die unter der Leitung der Priester der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche feierten." Damit nahmen weit mehr als die Hälfte aller ukrainischen Katholiken in Österreich an den Ostergottesdiensten im byzantinischen Ritus teil.
Neben dem Zuzug aus der Ukraine verzeichne Österreich aber auch einen Zuwachs der Gläubigen aus der syro-malabarischen Tradition, berichtete Kolasa weiter. Diese Entwicklung sei vor allem auf die verstärkte Zuwanderung von Pflegekräften aus dem indischen Bundesstaat Kerala zurückzuführen, "die in den letzten Jahren einen wesentlichen Beitrag zur österreichischen Gesellschaft geleistet haben".
Erst Ende April sei in der Grazer Mariahilferkirche im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes die Gründung der neuen syro-malabarischen Gemeinde in der Diözese Graz-Seckau offiziell bekannt gegeben worden. Das entsprechende Dekret von Ostkirchen-Ordinarius Kardinal Christoph Schönborn wurde von Generalvikar Kolasa feierlich verlesen. P. Joel Koyikkara wurde zum Seelsorger der neu gegründeten Gemeinde beauftragt. Der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl übermittelte herzliche Grüße an die neue Gemeinde.
Die Syro-Malabarische Kirche ist eine indische Kirche, die mit Rom in Kirchenunion steht. Die Kirche zählt weltweit rund 4,5 Mio. Gläubige. Vor allem in Indien, daneben aber auch in Australien, Großbritannien, Kanada und den USA. In Österreich gibt es laut Generalvikar Kolasa bereits mehr als 4.000 Gläubige.
Identität und Integration
Generalvikar Kolasa betonte gegenüber Kathpress, dass die neuen Gemeinden nicht nur eine Möglichkeit bieten, den Glauben in vertrauter liturgischer Weise zu praktizieren, sondern auch als Netzwerke dienten, die Unterstützung und Zugehörigkeit in einem fremden Land ermöglichen. In einer Zeit der Unsicherheit und kulturellen Dislokation seien solche Gemeinschaften von erheblicher Bedeutung. Sie dienten als "Anker der Identität, der Zugehörigkeit und der spirituellen Verwurzelung" und würden damit wesentlich zur Bewahrung des liturgischen und kulturellen Erbes beitragen. Darüber hinaus förderten sie eine harmonische Eingliederung in die kirchliche und gesellschaftliche Struktur Österreichs, "was im Sinne einer multikulturellen Gesellschaft unerlässlich ist".
Fazit von Kolasa: "Die rasante Entwicklung der Ostkirchen in Österreich zeigt eindrucksvoll, wie Glaube und Gemeinschaft über Grenzen hinweg Bestand haben können und dabei sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Bereicherung schaffen."
Ostkirchen-Ordinariat
Zu den in Österreich vertretenen byzantinischen katholischen Ostkirchen gehören die ukrainische, rumänische, slowakische, ungarische und melkitische Griechisch-katholische Kirche sowie vereinzelt Gläubige der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der Griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine). Die mit Abstand größte katholische Ostkirche in Österreich (wie weltweit) ist die Ukrainisch-Griechisch-katholische Kirche. Ihr gehört die Mehrheit der unierten Gläubigen in Österreich an. Die Zahl ukrainisch-katholischen Gläubigen liegt laut Angaben des Ordinariats bei ca. 13.000.
Zu den byzantinischen katholischen Ostkirchen kommen in Österreich auch noch einige orientalische katholische Ostkirchen. Es gibt Gemeinden der Syro-Malabarischen, Maronitischen, Armenisch-Katholischen, Chaldäisch-Katholischen und Syro-Malankarischen Kirche. Sie alle sind im Ordinariat für die katholischen Ostkirchen zusammengefasst, das rund 20.000 Gläubige umfasst. Kardinal Christoph Schönborn steht derzeit den katholischen Ostkirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung. Generalvikar des Ordinariats ist Erzpriester Yuriy Kolasa, der aus der Ukraine stammt und verheiratet ist.
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